
Wir organisiere ich das Lernen zuhause?
Einen Berg von Aufgaben eigenverantwortlich erledigen zu müssen, fällt immer schwer. Wir geben Ihnen Hinweise, wie Sie Ihr Kind dabei unterstützen können, die Aufgaben, die es in den nächsten Wochen aus der Schule erhält, zu Hause zu erledigen:Überblick verschaffen: Schauen Sie sich in Ruhe mit Ihrem Kind zusammen an, was alles zu tun ist und planen Sie gemeinsam die Woche. Neben den Schulaufgaben gehören hierzu auch Pflichten im Haushalt.
Erwartungen klären und Aufgaben priorisieren: Sagen Sie Ihrem Kind ehrlich, was Sie von ihm erwarten und fragen Sie es auch, was ihm wichtig ist für die nächsten Wochen ohne Schule. Einiges wird nicht zu verhandeln sein, bei anderen Dingen kann Ihr Kind, abhängig vom Alter, selbst entscheiden (z.B. mit welcher Aufgabe es beginnt oder ob es lieber vormittags oder nachmittags für die Schule arbeiten möchte). Klären Sie gemeinsam, welche Aufgaben besonders wichtig sind und auf keinen Fall hinten runterfallen dürfen.
Plan machen: Schreiben Sie in einen Wochenplan, welche konkreten Aufgaben wann erledigt werden. So ist für alle sichtbar, was abgemacht ist. Das verhindert Missverständnisse und Streit. Mit einer Aufgabenliste für jeden Tag (3 – 5 Aufgaben) können Sie den „großen Berg“ in kleine Tagesetappen unterteilen, dadurch wird er für Ihr Kind überschaubar und weniger erschlagend. Das Durchstreichen erledigter Aufgaben tut Ihrem Kind gut und motiviert.
Arbeitsplatz gestalten: Achten Sie darauf, dass Ihr Kind einen festen Ort für seine Schulaufgaben hat, an dem es nicht abgelenkt ist. Leise Musik im Hintergrund muss nicht stören, bewegte Bilder (Fernsehen, Computer) und Sprache (Hörspiel) lenken das Gehirn ab.
Arbeitszeiten und Pausen: Nutzen Sie oder Ihr Kind Uhr, Timer oder Eieruhr, um Arbeitsphasen zu begrenzen, z.B. auf 30 Minuten. Nach jeder Unterbrechung der Konzentration (z.B. durch eingehende Nachrichten) braucht Ihr Kind wieder Zeit, um in eine Aufgabe zurückzufinden. Dadurch kommt es langsamer voran. Besser ist, nach einer konzentrierten Arbeitsphase eine Pause einzulegen. Kleine Kinder brauchen nach 15 Minuten einen Wechsel, eine Pause.
Wenn Schluss ist, ist Schluss: Wenn die Aufgaben für den Tag erledigt sind, hat Ihr Kind frei. Lassen Sie ihm dann diese Zeit und kommen Sie nicht spontan mit neuen Aufträgen.
Wie lernt mein Kind nachhaltig?
Wenn Sie bei Ihrem Kind beobachten, dass es in der Freizeit komplexe Dinge scheinbar mühelos erlernt, garantiert dies leider noch nicht, dass dies auch für das schulische Lernen gilt. Schulische Lerninhalte erwecken nicht immer das Interesse beim Kind. Das Erlernen schulischer Inhalte wird erfolgreicher, wenn es gelingt, die Lerninhalte angemessen auszuwählen, zu organisieren und in die vorhandene Wissensstruktur einzubetten.Lerntechniken helfen bei der Strukturierung, Abspeicherung und Vernetzung der Lerninhalte. Generell gilt, dass das Lernen neuer Inhalte umso nachhaltiger gelingt, je besser diese mit dem Vorwissen Ihres Kindes verbunden werden können.
Je nach Lernziel und Lerninhalt sind unterschiedliche Lerntechniken hilfreich: wichtige Punkte unterstreichen oder markieren (z.B. in einem Text), Inhalte eigenständig (mündlich oder schriftlich) zusammenfassen, es anderen (z.B. in einer Lernpartnerschaft oder den Eltern) erklären, bildhafte Darstellungen entwickeln, einprägen durch wiederholtes Vorlesen oder gemeinsames Lesen,Erstellung von Notizen oder Karteikarten (z.B. für Vokabeln), eigene Fragen zum Lerngegenstand (z.B. ein Text) entwickeln, Überschriften zu Abschnitten formulieren (z.B. in einem Text), Anwendungsbeispiele (z.B. aus dem Alltag) konstruieren.Es ist für Ihr Kind wichtig zu erkennen, was es bereits verstanden hat und was nicht. Versuchen Sie daher gemeinsam, sich ein Bild darüber zu machen, wie sich Ihr Kind an eine Lernaufgabe heranwagt. Jedes Kind verfügt bereits über Erfahrungen mit bestimmten Lerntechniken. Aber auch Ihre Erfahrungen mit Lerntechniken können für Ihr Kind interessant sein. Beraten und ermutigen Sie Ihr Kind, die bisherigen Techniken zu überprüfen und neue zu erproben.
Wie strukturieren wir als Familie den Tag?
Ihr Familienalltag verändert sich durch den Wegfall gewohnter Aktivitäten gerade sehr. Das stellt große Herausforderungen an die Selbstorganisation. Wichtig ist in jedem Fall, dass Sie den Tag gut organisieren: Versuchen Sie einen Tagesrhythmus beizubehalten, d.h. verabreden sie Aufstehzeiten, halten Sie gewohnte Rituale zum Frühstück ein. Planen Sie gemeinsame Mahlzeiten – falls Sie außer Haus arbeiten: bereiten sie Mittagessen für Ihr/mit Ihrem Kind vor, so dass es über den Tag versorgt ist. Zusammen Essen zuzubereiten kann eine schöne gemeinsame Aktivität sein. Sammeln Sie Ideen, was in der Freizeit stattfinden kann. Erinnern Sie sich und Ihr Kind daran, was Spaß macht (z.B. malen, basteln, Spiele spielen, Musik machen). Ob Fitness, Yoga oder andere Bewegungsformen – vieles lässt sich auch im eigenen Wohnzimmer anwenden. Nutzen Sie Angebote von Apps und Videos, um Bewegungs- und Sportprogramme nach Hause zu holen (z.B. von Alba-Berlin www.youtube.com/albaberlin). Ein Schlüssel zum Gelingen ist ein fest geplanter Zeitpunkt am Tag. Nehmen Sie sich nicht zu viel vor und feiern Sie jeden Erfolg! Treffen Sie mit Ihrem Kind Absprachen zum Thema Medienkonsum. Welche Spiele und Apps nutzt Ihr Kind? Gibt es Alternativen?
Vorschlag: Filme im Original mit Untertiteln ansehen (ältere Kinder) oder gemeinsam Filme schauen und darüber sprechen (jüngere Kinder). Begrenzen Sie die Medienzeit! Nutzen Sie ggf. Sperren für Geräte und Router. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind genügend Ausgleich findet durch Bewegung und Kontakt mit „echten“ Menschen. Anerkennen Sie auch die Chance, die Medien in dieser Zeit bieten, nämlich als Bildungsangebot und eine Möglichkeit, im Freundeskreis in Kontakt zu bleiben.
Diesen Text veröffentlichen wir (Fachverband FiL für Integrative Lerntherapie) mit freundlicher Genehmigung der Schulpsychologischen und Inklusionspädagogischen Beratungs- und Unterstützungszentren (SIBUZ) in Berlin-Pankow, Fachbereich Schulpsychologie